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Impulse aus dem Alltag

Aktuelles

Neues Barrierefreiheitsstärkungsgesetz:

Ein Schritt in Richtung Inklusion, aber längst nicht alles!

Mit dem neuen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sollen ab dem 28. Juni 2025 neben den Maßnahmen für barrierefreie Zugänge z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, Restaurants und anderen öffentlichen Lebensbereichen nun auch digitale Produkte und Dienstleistungen barrierefrei für jedermann zugänglich gemacht werden.

Ein richtiger und wichtiger Schritt, der dazu beitragen kann, die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen zu stärken, ABER...

... ein Ansatz, der insbesondere für Menschen mit Autismus oder neurodivergenten Eigenschaften zu kurz greift. Barrieren sind nicht immer sichtbar. Ausgrenzungen und Einschränkungen der Teilhabe entstehen auch durch Reizüberflutungen, unklaren Strukturen, fehlende Rückzugsräume und ganz besonders durch fehlendes Verständnis im Alltag - sei es digital oder vor Ort.

Das BFSG ist ein wichtiger Schritt, aber echte Inklusion beginnt erst dort, wo auch neurodivergente Bedürfnisse mitgedacht werden.

Ich würde mir wünschen, dass Barrierefreiheit in Zukunft breiter verstanden wird und auch die leisen, "unsichtbaren" Bedürfnisse ihren Platz finden. 

 

Mai 2025

Gedanken und fachliche Impulse

Das große Diagnose - Problem

Man kann es nicht abstreiten – es existiert ein großes Problem, was das Erkennen und Akzeptieren von Neurodivergenzen betrifft – sei es Autismus, AD(H)S, Leserechtschreib-, Rechenschwäche, Hochsensibilität und so weiter. Ja, diese nicht „neurotypische“ Entwicklung des Gehins in seiner Funktionsweise ist unsichtbar – man sieht sie nicht sofort und dennoch betrifft es offensichtlich eine wachsende Anzahl von Menschen.

Argumente wie „Mode- oder Wunsch-Diagnose“ kommen in den Umlauf – „früher ging es doch auch“ – „wir mussten da alle durch“ – „da sind doch die Eltern dran Schuld“… - unwissende, unqualifizierte und absolut unangemessene Ansichten, die leider immer noch in einigen Köpfen kursieren. 

Es gab eine Zeit, da gab es auch kein „Burnout“ – da galten betroffene Menschen als „Hypochonder“, „Drückeberger“, „Schwindler“ usw. – heute weiß man, dass Depressionen/ depressive Episoden wirklich kein Spaß sind. Nicht auszudenken, was man damals den, eh schon geschwächten und gebrochenen Menschen, unterstellt und angetan hat. 

Ich sehe da in gewisser Hinsicht eine Parallele – neurodivergente Menschen sind natürlich nicht per sé gebrochen oder geschwächt, aber sie müssen ,von Geburt an, ein Vielfaches mehr an Energien aufbringen, um in einer „neurotypischen“ Welt, mit all ihren lauteren, schnelleren, helleren Reizen, intuitiven Erwartungen, gesellschaftlichem Druck, zunehmenden Eltern-, Erwachsenen-, Erzieher- und Pädagogen-Stress zurechtzukommen. Funktioniert ein Kind dann nicht so wie erwartet, weil es das gar nicht kann, wird es kritisch – Eltern geraten in Selbstzweifel und unter Druck und manchmal auch ins Schussfeld von Schule, Psychologen oder Ämtern usw. – nicht immer, aber häufig beginnt so ein Szenario, dass häufig an eine Entwicklungsgefährdung grenzt (um es milde auszudrücken) – nicht, weil die Eltern mangelnde Erziehungskompetenzen aufweisen, sondern weil „Neurodivergenz“ nach wie vor mit negativer Stigmatisierung versehen wird und man von Glück sprechen muss, wenn ein Verdacht – wohlwollend- angesprochen oder mit unterstützt wird.

Und es geht weiter – um die funktionale Einschränkung (einschränkend „nur“ unter den vorliegenden Umständen, wohlbemerkt) beweisen zu können, um sich von Schuld, Zweifeln, Druck befreien zu können und vor allem die Gesundheit seines Kindes zu schützen bleibt Eltern aktuell nur ein Weg – die medizinische Diagnose. Aber – geeignete Stellen, Unterstützung, zeitnahe Kapazitäten und erfahrene Fachkräfte - alles „Mangelware“. Da kann es schon mal passieren, dass eins bis zwei Jahre vergehen, ehe überhaupt eine Diagnostik beginnen kann. Und wie oft höre ich, dass insbesondere hochfunktionale und angepasste (maskierende) neurodivergente Kinder ganz schnell als unauffällig eingeschätzt und mit „Ausschluss der Diagnose“ entlassen werden. Sie waren vielleicht unauffällig in der Diagnostik, aber sind es im Lebensalltag keinesfalls – und jetzt? In der Regel wird von allen Instanzen der Diagnostik vertraut – Eltern und Kind sind verzweifelt.

In Anbetracht der Tatsache, dass wir gesellschaftlich voranschreiten – Vielfalt und Inklusion groß schreiben wollen und sich oft genug damit gerühmt wird, ist dies eine Katastrophe. Anders kann man es nicht sagen.

Individualität wird aus meinen Erfahrungen heraus nur im seltensten Fall gelebt – hierzu fehlt es an Zeit und Personal. Okay – aber was passiert mit den Kindern und Jugendlichen, die darauf angewiesen wären, deren Bedürfnisse kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit sind, die im Laufe des ganzen Prozederes zwangsläufig Begleit-Erkrankungen, wie Angst-/Depressionsstörungen, Burnout, Trauma etc., entwickeln? 

Was wäre, wenn es Hilfen geben würde, die einfach individuell und bedürfnis-orientiert agieren - ganz unabhängig von Diagnosen, die zum aktuellen Zeitpunkt tatsächlich noch nicht wirklich gut „messbar“ vergeben werden können und gar nicht nötig wären, würde man „Vielfalt“ einfach in den Alltag integrieren? Hilfen, die berücksichtigen, dass nicht alle Kinder in ihrer neuronalen Funktionsweise an das System angepasst werden können, sondern auch das System ein stückweit aufgelockert werden muss, damit diese Kinder gut integriert sind? 

Was ist mit den Rechten auf Teilhabe, geeignete Erziehung und körperliche Unversehrtheit?

Hier ist noch eine ganze Menge zu tun. Ja, die Entwicklung schreitet voran – aber die Versorgungslücke ist immer noch zu hoch für all die Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen, die JETZT die Unterstützung brauchen. 

Wir haben die Wahl – entweder setzen wir auf Vielfalt und Inklusion, mit allen Maßnahmen die es braucht und werden mit großartigen und voranbringenden Sichtweisen und Möglichkeiten belohnt oder wir ruckeln ein bisschen vor und wieder zurück und nehmen billigend in Kauf, dass ein Teil unserer Gesellschaft untergeht, erkrankt und Inklusion ein Fremdwort bleiben wird. 

An alle Eltern – bleibt stark und glaubt an eure Kinder !!!



 

(1) Digitaler Flyer im PDF - Format: A4; 1-seitig 

(2) Digitaler Flyer im PDF - Format ; 3-spaltig; 2-seitig 

(3) Digitaler Flyer für Schulen und pädagogische Einrichtungen 

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